Chiang Mai
Ich habe einmal gelernt, dass man, wenn man nichts Gutes über eine Sache zu sagen hat, lieber gar nichts sagen sollte. Der unschätzbare Vorteil dieser Maxime ist, dass man sich eine zweite Meinung bilden kann, ohne die erste (öffentlich) revidieren zu müssen. Die Sache mit mir und Chiang Mai verhält sich ähnlich und mein bisheriges Schweigen erklärt sich in eben jener Herangehensweise. Um eines klarzustellen: Chiang Mai ist ein wundervoller Ort um fremde Kulturen und Gebräuche kennenzulernen – nur eben, und vor allem nicht auf Anhieb – thailändische. Auf keiner meiner Reisen bin ich in eine Stadt gekommen, die vollgepackter und gesättigter an Touristen und Backpackern war als diese. (Außer vielleicht das Dreckloch Kuta) Nicht dass ein falscher Eindruck entsteht, auf Reisen Reisenden zu begegnen ist ein grundlegender Bestandteil der Erfahrungen, die die Einzigartigkeit eines jeden kleinen Abenteuers ausmachen, die in ihrer Summe jenes „Erlebte“ ergeben, was uns antreibt ein Unterfangen dieser Größenordnung überhaupt zu wagen. Nun reist man jedoch gewöhnlich in ein fremdes Land um dessen Kultur zu ergründen, und findet sich in einer undankbaren Lage wenn jene von allzuviel Menschenschwemme überdeckt wird. In Chiang Mai ist dies leider der Fall, zumindest in jenem Teil der ansonsten gemütlichen und in jedem Sinne warmen Stadt, der dem Erstankömmling ins Gesicht schlägt. Eine bessere Formulierung war hier tatsächlich nicht zu finden. Und so braucht es eben zwei oder drei Tage, bis man die Juwelen entdeckt hat, die Chiang Mai vor den Eroberern versteckt hält. Sie liegen, das sei hier gesagt, nicht zuletzt in den offen Herzen der Einheimischen, die die Flut postmoderner Abenteurer und selbsternannter Neo-Marco-Polos in beinahe stoischer Ruhe zu ertragen scheinen.
Das Reisen mit kleinen Kindern allerdings erwies sich auch hier vielmehr als Bonus denn als Belastung, auch wenn unsere Tage natürlich geprägt sind von der Frage, was wir den Kindern zumuten, was wir ihnen bieten können. Aber wer weiß, vielleicht sind die zehn Euro mehr pro Nacht für eine Unterkunft mit Pool weiser angelegt als man es sich ohne Kinder einzugestehen vermag, und der eine Ruhetag mehr nach der Reise in eine neue Stadt, jener an dem man den interessantesten Menschen begegnet…
Und jetzt lasse ich besser Bilder sprechen.