Khao Lak – Regenerieren mit Rentnern
Der deutsche Mann ist im Schnitt 65 Jahre alt, trägt seine 120kg unverhohlen barbäuchig auf Sandalen mit weißen Socken, und grüßt morgens zum Wiener Schnitzel mit den Worten „lecker warm heute“. So oder so ähnlich muss das Bild der einheimischen Bevölkerung des Örtchens Khao Lak von uns sein, wenn uns unsere Eindrücke in den letzten Tagen nicht ganz getäuscht haben. Wer Thailand erleben will, um später daheim den lokalen Stammtisch oder Kegelverein um „orientalische“ Erlebnisse zu bereichern, scheint geschlossen nach Khao Lak zu reisen. Dass diese Tatsache auch zum Vorteil gereichen kann, darf derjenige erleben, der die entsprechenden Nischen zu nutzen weiß.
Nische 1: Der Strand. Tatsächlich sprechen wir nun von jenem Teil des wundervollen Areals an dem sich Land und Wasser küssen, der von Sand bedeckt ist. Da der durchschnittliche Socken-in-Sandalen-Träger den feinkörnigen Abrieb zwischen denseleben zu vermeiden sucht, meidet er allzu naturbelassene Bereiche, was weniger peniblen Zeitgenossen die uneingeschränkte Nutzung derselben ermöglicht. Ergo: leere Strände, volle Resorts.
Nische 2: Alles was weiter als zehn Minuten Fußmarsch entfernt liegt. Khao Lak ist mit einem kleinen, aber sehr sehenswerten Nationalpark gesegnet, dessen Erkundung sich jedoch lediglich dem nimmermüden Wandersmann erschließt. Für 100 Baht Eintritt darf man die „Kletterpartie“ auf sich nehmen, die harten 900 Meter(!) hinter sich bringen, und zu einem der entlegensten Strände der Region vordringen. Da die örtliche Klientel diesen Todesmarsch nur vereinzelt auf sich nimmt, belohnt relative Einsamkeit den forschen Erkunder.
Nische 3: Das Essen. Was zunächst am wenigsten einleuchtend klingt, entpuppt sich als große Stärke Khao Laks. Während die lokale „Promenade“ mit Lokalitäten wie Beergarden oder Zum Straubinger Tor aufwartet, sucht man Straßenküchen zunächst vergebens. Wo aber viele hungrige Dreizentnertouris versorgt werden müssen, muss eine entsprechende Infrastruktur in Form von Märkten vorhanden sein, und auch der dienstbeflissene Thai will am Abend irgendwo in Ruhe sein Curry genießen. So belohnt der kurze, aber dafür offene Blick hinter die Kulissen der Tourismus-Maschinerie den Suchenden mit authentischen Köstlichkeiten.
Wenn man eine Zitrone erwischt, muss man eben wissen wie man Limonade daraus macht.